10 Tage Stille – soll ich oder soll ich nicht?

 

Eine gute Frage, die, so ist es wohl oder übel, nur du für dich beantworten kannst.

Ich kann dir aber erzählen, wie ich zu Vipassana kam und warum es ungefähr 5 Jahre gedauert hat, bis ich es schließlich gemacht habe.

Die 10-tägige Vipassana Praxis hat eine klare Struktur und klare Regeln:

  • Nach einer Einführung in die Praxis wird vom Aufwachen bis zum Einschlafen geschwiegen.

  • Kein Augenkontakt, keine Höflichkeiten, nicht Lesen und nicht Schreiben.

  • Jeder Tag beginnt morgens um 6 Uhr und endet abends um 21 Uhr, den größten Teil der Zeit verbringen Teilnehmer:innen im Meditationssaal.

  • Im Saal hat jede:r 5qm persönlichen Raum, der von niemandem betreten wird.

  • Am Ende jeder Stunde ist  7 Minuten Zeit für persönliche Bedürfnisse (Trinken, Essen, Deine privaten Bedürfnisse in Toilette/Bad).

  • Drei Mal pro Tag gibt es ein reiches vegetarisches Buffet. Dafür ist eine Stunde Zeit, man sitzt immer am selben Tisch mit denselben Nachbarn.

  • Nach dem Mittagessen ist eine Stunde im Gehmeditation draußen angesagt.

Verboten bzw. nicht angeraten sind:

  • Bücher/Lesen.

  • Musik oder sonstiges hören.

  • Notizbuch - während des Retreats nichts aufschreiben. Nachsatz: „Wenn Du Schreibzeug für „danach“ mitbringen willst, dann packe es so weg, dass Du nicht in Versuchung kommst. Du kannst es auch bei uns hinterlegen.“

  • Gleiches gilt für Dein Handy/Smartphone/Tablet. Du kannst es für die Zeit des Retreats gerne bei uns hinterlegen.

 

Die Regeln:

  • Schweigen nach der Einführung am Anreisetag.

  • Kein Blickkontakt zu den anderen Teilnehmenden.

  • Keine Höflichkeiten (wie Tür aufhalten etc, um jedem:r seinen eigenen Raum zu lassen).

  • Keine Pausen – alles ist eine einzige Meditation.

  • Wenn es etwas gibt, das fehlt – du sollst in all deinen Bedürfnissen erfüllt sein – einen Zettel schreiben.

  • Bei Gesprächsbedarf abgesehen von dem einen Gespräch im Laufe der Woche einen Zettel schreiben.

  • Adriaan steht jederzeit – auch nachts – bei „Notfällen“ zur Verfügung. (Es kommt alle 3 bis 4 Jahre einmal vor, dass jemand wirklich Hilfe benötigt, sagten Kati und Adriaan auf Nachfrage.)

 

THE UNIVERSE IS PERFECT.

You are here to be AMAZING!

Schlafen:  

Es gibt hier übrigens keine Schlafsäle, sondern jede:r bezieht sein eigenes kleines Zimmer mit Dusche & WC.

Essen:

Dreimal am Tag gibt es köstliches vegetarisches Essen, immer frisch von einem eigenen Koch zubereitet. Morgens warmen Frühstücksbrei und auch selbstgebackenes Brot und Marmelade & Co, mittags und abends ein superleckeres Buffet. Das höfliche gemeinsame Warten in der Schlange, natürlich schweigend und ohne Augenkontakt, gehört zur Meditation genauso wie das Essen selbst.  

Veganer können vegan genießen, die warmen Gerichte sind vegan, es gibt allerdings Käse, Honig, Ghee und Butter auf dem Buffet.

 

Sitzen, sitzen, sitzen:

Das ist jetzt wichtig.

Vipassana Jetzt legt den Vortrag von Buddha über die Vipassana Praxis anders aus als die klassischen Schulen. Das Beugen und Strecken der Glieder, anders gesagt, die achtsame Bewegung, gehören zum Prozess.  

Es geht hier nicht darum, so lange wie möglich still zu sitzen und dabei Schmerzen zu ertragen oder eine besondere Körperhaltung einzunehmen. Nein liebe Yogi:nis, ihr müsst nicht stundenlang im Schneidersitz kerzengerade dasitzen.

Es geht vielmehr darum, wach und aufmerksam zu bleiben, möglichst ohne wegzudämmern, in einer Körperhaltung, die das erlaubt. Darum stehen Kissen, Stühle, Bolster, Decken und vieles mehr zur Verfügung.

 

Zurück ins Leben:

Ab dem achten Tag beginnt sehr sanft das wahre Leben, wieder zurück zu kommen. Erster Augenkontakt wird dann Teil der Praxis, zuhören, was andere sagen, ohne zu antworten, bis schließlich wieder eine begleitete Kommunikation stattfindet. Achtsam.

Am Anfang fand ich das doof. Ich wollte weiter schweigen, in meiner Ruhe bleiben, in diesem schönen Cocon, ohne Außenwelt. Das hat was.

Im Nachhinein begreife ich gut, dass dieses langsame Zurückführen in die Welt wichtig ist. Weil der Aufprall sonst einfach zu hart ist.

 

Fazit:

Ich habe diese Zeit des Schweigens als die totale Auszeit erlebt: Du brauchst Dich an nichts zu erinnern. Du brauchst nichts zu planen. Es wird nichts von Dir erwartet. Du entdeckst, wie es sich anfühlt, wirklich frei zu sein.

So berichten es auch die meisten Teilnehmer:innen.

Alles, worüber du dir am Anfang noch Sorgen machst, ist im Nachhinein halb so wild und wird unwichtig.

Nach dem Retreat kann man übrigens per Live-Video weitermachen und die Praxis vertiefen.

Ich habe das eine Woche lang live geschafft, denn die Meditation beginnt um 6 Uhr morgens. Das ist meine Zeit so gar nicht und wird sie glaube ich auch nie. Ich schaue die Aufzeichnung einfach später am Tag.

 

Alles kann, nichts muss.

Vipassana ist eine Praxis FÜR das Leben, nicht an ihm vorbei.  

Ist sie für dich? Up to you, of course.

Empfehle ich Vipassana? Ja, für alle, die bereit sind, nach innen zu schauen und es leid sind, sich von (Denk-) Konzepten einschränken zu lassen.

Vipassana lohnt sich. Nachhaltig.  

Mehr dazu liest du hier: Warum und wozu Vipassana.

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Vipassana: 17 Take-Aways, die dein Leben positiv verändern  

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8 Fragen, die du dir stellen solltest, bevor 2023 beginnt